Sie spüren den Beat

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Beim Workshop „Beethoven moves“ trafen gehörlose Kinder und Jugendliche auf Tanzprofis, die Musik ebenfalls so wahrnehmen wie sie: über den Bass.   

Es war ist außergewöhnliches Projekt, das der DGS-Treff der Graf Recke Stiftung und das Düsseldorfer Kulturzentrum zakk auf die Beine gestellt hatten – im wahrsten Sinne. Kinder und Jugendliche wurden in einem Workshop eine Woche lang von zwei Tanzprofis angeleitet, am Ende stand eine öffentliche Aufführung. Das Besondere an dem Projekt: Die meisten Beteiligten sind gehörlos. Wie gut das zusammengeht und wie Ludwig van Beethoven die jungen Menschen tatsächlich bewegt, zeigt jetzt die Dokumentation „Beethoven moves – fühle den Beat“, die auf dem YouTube-Kanal der Graf Recke Stiftung zu sehen ist.

Video: Der Film zum Tanzprojekt

„Rhythmusgefühl haben ja alle Menschen, Musik gehört nicht nur den Hörenden“, sagt ein Teilnehmer in dem Video der Düsseldorfer Filmemacherin Kristina Kadagies. Er könne die Musik durch den Bass spüren, „der durch meinen Körper geht“. Das empfinden die anderen genauso, weiß die künstlerische Leiterin Kassandra Wedel. Die mehrfach ausgezeichnete Tänzerin, Choreografin und Schauspielerin ist selbst gehörlos. Dass die Musikauswahl für das Projekt auf Beethoven fiel, war laut der ersten, gehörlosen ADTV-Hip-Hop-Tanzlehrerin Europas kein Zufall: Der Komponist sei selbst „spät ertaubt und hatte großen Erfolg“, verdeutlicht Wedel. Sie sieht das als Vorteil: „Er konnte Musik ganz anders komponieren und wahrnehmen.“

Den Jüngeren unter den Teilnehmenden war der große Meister zuvor gar kein Begriff, wie sie im Film frei einräumen. Tanzen dagegen gehörte für alle zu ihren großen Leidenschaften. In ihrem Zimmer, „vor dem Spiegel“, wie Chloé verrät. Ertan ist es wichtig, gut tanzen zu können, wenn er mal groß ist. „Ich bin deshalb froh, dass ich jeden Tag hier sein kann.“ Indika freut sich vor allem über die Inputs in einer größeren Gruppe. „Gerade mit den Kindern haben wir so einen großen Spaß zusammen“, meint der junge Mann.

Zeigen, was sie in sich haben

So war „Beethoven moves“ auch gedacht, wie Dodzi Dougban erläutert. Der dreifache Europameister als Mitglied hörender Tanzgruppen mit Schwerpunkt im Hiphop und Modern Afro hatte beim Projekt die Choreografie-Assistenz übernommen. „Aber es ging gar nicht so sehr ums unterrichten“, betont er. Vielmehr habe man geschaut, was die Kinder und Jugendlichen von sich aus zeigen. Teile aus deren Bewegungen habe man aufgegriffen und zu einer Choreografie zusammengefügt. „So können sie zeigen, was sie in sich haben.“

Und das war viel, wie die jungen Tänzerinnen und Tänzer zu der von Oriano Medde eigens für das Projekt aufgearbeiteten Musik zeigten. Das Publikum zeigte sich bei der abschließenden Aufführung im zakk begeistert. Für die künstlerische Leiterin Kassandra Wedel war bereits der von der Aktion Mensch unterstützte Workshop ein großer Erfolg: „Es geht um Ausdruck, Bewegung, den Tanz“, betont sie mit einem Strahlen. „Eben: Beethoven moves.“   

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