Der DGS-Slam ist wieder da – und rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauer im zakk wollten live dabei sein. Weitere 150 waren über einen Livestream zugeschaltet. (Der Mitschnitt ist ganz unten auf dieser Seite als Video aufrufbar.) Die Pokale nahmen am Ende zwei ganz junge Menschen mit nach Hause: die sechsjährige Izabella Bogdan und der zwölfjährige Romeo Kühn. Und Izabellas Mutter stand auch auf der Bühne.
Hiobsbotschaft gleich zu Beginn des DGS-Slams, der nach einem Jahr Coronapause wieder stattfinden konnte: Moderatorin Marie Gnadiec fiel kurzfristig aus. Glücklicherweise konnte der Kooperationspartner und Gastgeber, das Kulturzentrum zakk in Düsseldorf-Flingern, helfen und ein eigenes Moderationsteam stellen: Christine Brinkmann und Alexander Steindorf sprangen spontan ein und führten souverän durch den Nachmittag.
Maren Steffler, Fachaufsicht in der Graf Recke Erziehung & Bildung, dankte ihnen in ihrer Begrüßung ebenso wie „allen Beteiligten, die den Slam ermöglichen“, namentlich den Mitarbeitenden des DGS- Treffs im Düsseldorfer Hauptbahnhof, den Dolmetscherinnen, DGS-Slammer Rafael Grombelka sowie dem zakk als Kooperationspartner, der dem Slam wieder einmal eine Bühne gab.
Der DGS-Slam ist ein Projekt, das wiederum aus dem DGS-Treff der Graf Recke Stiftung heraus entwickelt wurde. Der DGS-Treff ist ein offenes Angebot in Trägerschaft der Graf Recke Stiftung. Er liegt mitten im Düsseldorfer Hauptbahnhof und ist Anlaufpunkt für hörgeschädigte oder an der visuellen Sprache interessierte junge Menschen. DGS steht für Deutsche Gebärdensprache. Und auch Menschen, die sich gebärdend verständigen, können slammen. Das beweisen sie schon seit 2015, denn seitdem gibt es den DGS-Slam, der allerdings im vergangenen Jahr wegen Corona ausfallen musste. Um die Veranstaltung wieder zu ermöglichen und gleichzeitig die Coronabedingungen zu erfüllen, gab es jetzt den ersten "hybriden Slam", den 100 Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort und weitere 150 im Livestream verfolgten.
Für den Opener sorgte der gehörlose Haydar Asfer. Der Gewinner des Slams 2019 präsentierte noch einmal eindrucksvoll seinen bewegenden Beitrag von vor zwei Jahren, in dem er von seinen schlimmen Kriegserfahrungen im Irak berichtet. Als Hörende eröffnete Morgaine Prinz mit einem anrührenden Text über einen vierbeinigen Freund. Die gesprochenen Beiträge wurden parallel von je zwei Dolmetscherinnen in Gebärdensprache und in Schriftsprache übersetzt, gebärdete Beiträge wiederum in Laut- und Schriftsprache, jeweils sowohl live als auch via Untertitel im Livestream.
Die Teilnehmenden hatten sich zuvor, wie auch bei den vorigen DGS-Slams, in Workshops unter der Leitung von Rafael Grombelka auf ihre Auftritte vorbereitet. Rafael Grombelka, Gebärdendolmetscher und Gebärdensprachkünstler, war es auch, der den Zuschauenden zu Beginn die Strukturen von Gebärdenpoesie vermittelte. Er erklärte außerdem, dass diese Art Slam in anderen Ländern wie den USA durchaus verbreitet seien, in Deutschland dagegen bislang kaum. "Dabei ist es eine so wertvolle Veranstaltung", gebärdete Rafael Grombelka, "um die deutsche Gebärdensprache zu zeigen".
Ebenfalls neu in diesem Jahr: Auch kleine Kinder unter zehn Jahren konnten dabei sein. Drei nutzten die Bühne und die sechsjährige Izabella Bogdan erhielt die meisten Punkte für ihren Beitrag, in dem sie sich als Meerjungfrau ins Meer träumte: Hier sprechen alle Gebärdensprache und kann sie alle verstehen wie auch sie von allen verstanden wird. Alle drei Kinder bekamen ein Graf Recke-T-Shirt und einen Mini-Pokal als Anerkennung der großartigen Leistung, die Gewinnerin durfte sich darüber hinaus noch über einen Gutschein freuen.Izabellas Mutter stand dann auch auf der Bühne und errang den dritten Platz bei den älteren Slammerinnen und Slammern.
Der DGS-Treff ist ein offener Treff in Trägerschaft der Graf Recke Erziehung & Bildung für hörgeschädigte oder an der visuellen Sprache interessierte junge Menschen. DGS steht für Deutsche Gebärdensprache.
Platz eins und damit der Siegerpokal und ein Gutschein aber gingen an den zwölfjährigen Romeo Kühn. Romeo Kühn beeindruckte das Publikum, das als Jury fungierte, mit einem eindringlichen Vortrag zur Diskriminierung Gehörloser und einem Aufruf zu Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, den er mit der rhetorischen Frage abschloss: "Wisst ihr, dass taube Menschen schon immer auf dieser Welt waren und auf dieser Welt sein werden für immer?" Fußtrampeln und intensive Applausgebärden ließen schon direkt nach dem Vortrag ahnen, dass Romeo sich gegen seine fünf Mitbewerbenden durchsetzen würde.
Das sonst in Anwesenheit so vieler Menschen laute zakk war an diesem Abend bei aller Leidenschaft und Begeisterung vergleichsweise leise. Kein Wunder, drückt sich der Applaus in Gebärdensprache doch durch Handzeichen aus. Wie gut der DGS-Slam aber ankommt, wird schon durch die Location deutlich: 2019 hatte der Slam noch im Club des zakk-Kulturzentrums stattgefunden, in diesem Jahr war es der große Saal. Entsprechend freuen sich alle Beteiligten über die gute Kooperation der Graf Recke Stiftung und des DGS-Treffs mit dem renommierten Flingerner Kulturzentrum, die nun schon seit 2018 den DGS-Slam an diesem Ort ermöglicht.
Noch eines hat Maren Steffler von der Graf Recke Stiftung beeindruckt: Die Abstimmungen über die Beiträge liefen immer übers Handzeichen aller Besucherinnen und Besucher, die einen oder zwei Arme heben oder auch aufstehen konnten, um ihre Punkte anzuzeigen. „Das war sehr herausfordernd für die Moderatoren und vor allem Rafael Grombelka zeigte hier eine hohe Souveränität und Schnelligkeit beim Zählen“, stellte die Stiftungsmitarbeiterin anerkennend fest.