Zum Einkaufen oder an der Ems entlang
80 Aktive der Graf Recke Stiftung fuhren beim diesjährigen Stadtradeln unter 413 teilnehmenden Teams aus Düsseldorf vor bis auf Platz 16. Gemeinsam legten sie innerhalb von drei Wochen 18.130 Kilometer zurück, ob auf dem Rad oder dem E-Bike. Ihnen geht es dabei um gesundheitliche Aspekte genauso wie um die Umwelt. Letztlich aber entwickelten viele der Erstplatzierten durch die bundesweite Aktion auch einen gewissen Ehrgeiz – ein Pfarrer ganz besonders.
227 Kilometer – das ist ungefähr die Strecke vom Düsseldorfer Norden bis in die Fahrradstadt Münster. Und zurück. Eine ordentliche Strecke, auf dem Rad zumal. Doch genau diese Entfernung legten die 80 Aktiven im Team der Graf Recke Stiftung bei der bundesweiten Aktion Stadtradeln innerhalb von drei Wochen durchschnittlich zurück; mehr als 18.000 Radkilometer kamen somit zusammen, was zu einem respektablen Platz 16 unter 413 teilnehmenden Teams aus Düsseldorf reichte.
Ganz vorneweg radelten in diesem Jahr gleich drei Teilnehmer des Unterteams „Graf Recke Kirche“ um Dietmar Redeker. Der Stiftungspfarrer setzte sich mit insgesamt 935 Kilometern sogar an die Spitze, allerdings mit dem E-Bike. Der frühere Stiftungs-Mitarbeiter Michael Buntins belegte auf seinem Fahrrad ohne elektrische Unterstützung und 882 erstrampelten Kilometern Platz zwei, Dritter wurde Gemeindemitglied und Nachbar Dennis von Schoenfeld mit 794 Kilometern. Auch andere hatten sich 2023 besonders ins Zeug gelegt.
Mit dem E-Bike entlang der Ems
Hans-Jürgen Fischer, Fachaufsicht im Fachbereich I, gehört dazu, 694 Kilometer und Platz vier standen bei ihm letztlich zu Buche. Er versuche, immer wieder mit dem Rad zu fahren, sagt der 65-Jährige. In diesem Jahr allerdings führte ihn vor allem ein glücklicher Umstand in die Top 10. „Ich hatte über Pfingsten einen Fahrradurlaub geplant, das passte einfach“, erzählt er lachend. Knapp 400 Kilometer sei er mit seinem E-Bike entlang der Ems geradelt, er fand das wunderbar. „Ich mache das gerne allein, auch um den Kopf freizubekommen.“
Künftig wird Hans-Jürgen Fischer aber wohl auch im Alltag noch häufiger aufs Rad steigen: Seine Frau und er hätten beschlossen, ihr zweites Auto abzuschaffen. „Aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen“, wie er erklärt. Ihm habe es jedenfalls viel Spaß gemacht, zu sehen, „welche Kollegen die Sache ernst nehmen“. Im kommenden Jahr wird er selbst im Ranking allerdings fehlen, dann wird Fischer bereits im Ruhestand sein.
„Ein bisschen wie Meditation“
Daran ist bei Sarah Reimann noch lange nicht zu denken. Die Controllerin aus dem Referat Finanzen & Controlling hat erst vor gut einem Jahr bei der Stiftung angefangen. „2022 bin ich deshalb noch mit Verspätung beim Stadtradeln eingestiegen“, berichtet die 36-Jährige. Nun aber, über die gesamten drei Wochen, eroberte sie mit 555 Kilometern auf Anhieb Platz sieben, keine Frau im Team hatte mehr aufzuweisen. Zusammengekommen ist diese Strecke auf ganz unterschiedliche Weise.
„Ich war entweder mit meinem 35-Euro-Damenrad unterwegs, mit dem ich die 15 Kilometer zur Arbeit fahre und auch meine zwei Kinder kutschiere, oder mit meinem Rennrad mit Elektrounterstützung“, erzählt Sarah Reimann. Dieses hatte sie sich einst angeschafft, um sich perspektivisch auf einen Triathlon vorzubereiten, machte damit an den Wochenenden nun einige Touren. Radfahren sei für sie dann „ein bisschen wie Meditation“, sagt sie. Im Alltag allerdings auch eine echte Zeitersparnis, wenn für die Düsseldorferin die lästige Parkplatzsuche entfällt.
65 Fahrten mit dem Lastenrad
Darüber muss sich Sven-André Dreyer vielleicht ein paar Gedanken mehr machen: Der Inklusionsbegleiter an der Toni-Turek-Realschule erreichte mit 547 Kilometern im Ranking Platz 10, allerdings unter erschwerten Bedingungen: Er war ausschließlich mit dem Lastenrad unterwegs. Das allerdings sei „ziemlich schnell und sportlich, damit kann man gut Kilometer machen“, wie er anmerkt. Der 49-Jährige ist Überzeugungstäter, besitzt kein eigenes Auto, macht alle Einkäufe mit dem Rad. Hätte er seine Kilometer mit einem durchschnittlichen Pkw abgespult, er hätte rechnerisch knapp 89 Kilogramm CO2 emittiert.
„Es geht darum, innerstädtisch möglichst viele Strecken mit dem Rad zurückzulegen“, sagt er. Düsseldorf biete sich dafür an, die Stadt sei nicht zu groß und relativ eben. Doch es geht immer noch besser. Und deshalb findet Sven-André Dreyer die Idee des Stadtradelns auch so gut, auch für frühere Arbeitgeber hat er an der Aktion teilgenommen. „Je mehr Menschen das Rad benutzen, umso größer wird der Druck auf die Stadt, diese fahrradegerecht zu gestalten“, meint er. Wo es noch hakt, weiß wohl kaum jemand besser als er: Auf weit überdurchschnittliche 65 Fahrten brachte es Dreyer in den drei Wochen.
„Es geht darum, innerstädtisch möglichst viele Strecken mit dem Rad zurückzulegen.“
Rund 130 Kilometer zur Mutter
Für seine 935 Kilometer auf dem E-Bike brauchte Dietmar Redeker kaum mehr als ein Drittel an Fahrten, 24 um genau zu sein. Er habe mitunter mehrere Dienstfahrten am Tag in eine zusammengefasst, erläutert der fahrradbegeisterte Geistliche. Ob diese ihn nun von Düsseldorf-Wittlaer wenige Kilometer in die Innenstadt führten oder bis nach Kaarst, eines hat er aus jahrelanger Praxis erkannt: „Bei allem unter 15 Kilometern bin ich meistens schneller mit dem Rad“, sagt der 61-jährige. „Ich muss keine Stauzeiten einrechnen und keinen Parkplatz suchen.“ Vom Gesundheits- und Umweltaspekt einmal ganz abgesehen.
Einen „gewissen Ehrgeiz“ hat Dietmar Redeker während der Aktion aber schon entwickelt, wie er einräumt. Der Besuch der Mutter am Niederrhein brachten ihm die für den Sieg entscheidenden rund 130 Kilometer ein. „Ich saß morgens um sechs auf dem Rad und bin abends zurück“, berichtet der Stiftungspfarrer. Was ihn am Stadtradeln zusätzlich begeistert, das ist der Gemeinschaftsaspekt, „dass es ein bisschen ins Quartier hinein ragt“, wie er sagt.
Den Drittplatzierten Dennis von Schoenfeld etwa hat Redeker auf einer seiner Touren getroffen, mit dessen gesamter Familie. Ihn freuen solche Begegnungen. Er sei daher immer bemüht, das Kirchen-Team zu vergrößern, was erneut gelungen sei. Zusammen mit seiner Frau hatte er die Teammitglieder im Laufe der Aktion zudem ins Gräfin-Mathilde-Haus eingeladen, fast alle seien gekommen. Sie bekamen eine Wurst spendiert – und ein Radler.