Nach der Flut: Die ersten Rückkehrer und der Beginn der großen Sanierung

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Mitte Juli stand das Gelände der Graf Recke Stiftung an der Grafenberger Allee in Düsseldorf fast vollständig unter Wasser. 18 Wohnungen des Service-Wohnens Düsselthal wurden überflutet, die dort lebenden Menschen mussten noch in der Nacht in Sicherheit gebracht werden. Nach dem großen Aufräumen beginnen nun die Wiederherrichtungsarbeiten. Schon diese Woche werden die ersten älteren Menschen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. Auf dem Gelände lebende Klientinnen und Klienten des Sozialpsychiatrischen Verbunds waren nicht direkt vom Hochwasser betroffen, dort wurden vor allem die Keller zweier Wohnhäuser sowie die Werkstatt der Arbeits- und Ergotherapie sowie der Praxis für Ergotherapie in Mitleidenschaft gezogen. Die Wiederherstellungsarbeiten haben auch dort bereits begonnen, werden aber viele Wochen in Anspruch nehmen.

„Es lief alles so schnell voll. Es war unfassbar", beschreibt Christine Noglik, Betreuerin im Service-Wohnen Düsselthal der Graf Recke Wohnen & Pflege, die Nacht, in der sie und ihre Kolleginnen und Kollegen mit der Feuerwehr und dem DLRG schnellstmöglich 18 Wohnungen evakuieren mussten. In kürzester Zeit lief das Wasser aus der benachbarten Düssel in die Häuser. Weitere Seniorinnen und Senioren mussten am anderen Morgen ebenfalls ihre Wohnungen an der Grafenberger Allee in Düsseldorf verlassen, weil sie keinen Strom und kein Warmwasser mehr hatten. Insgesamt mussten im Laufe der Überflutung fast 60 Personen Unterkunft bei Angehörigen, in anderen Einrichtungen der Graf Recke Wohnen & Pflege und in einer Übergangsunterkunft, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurden, finden.

Gut eine Woche nach den Überflutungen ist das Service-Wohnen Düsselthal in Düsseldorf-Grafenberg wieder am Strom, konnten die in den oberen Etagen wohnenden Menschen wieder in ihre vertraute Umgebung zurückkehren. Auch der Aufzug in einer der Wohnanlagen ist wieder in Betrieb genommen worden, ein weiterer jedoch, der samt Aufzugskabine unter Wasser gestanden hatte sowie die Gasleitungen der Gebäude, die bei den Überflutungen unterspült wurden, sind noch nicht wieder funktionsfähig.

Vorerst nicht zurück können die älteren Menschen, deren Wohnungen im Erdgeschoss bis zu 25 Zentimeter hoch unter Wasser standen. In den letzten Tagen hatten Mitarbeitende und viele freiwillig Helfende die Wohnungen ausgeräumt und auf dem Gelände aufgeräumt. Nun beginnen die Sanierungen. Bei den Entkernungsarbeiten müsse in allen Erdgeschoss-Wohnungen der Estrich erneuert werden, erklärt Fabio Musca, Leiter des Referats Liegenschaften & Facility Management. "Die Erdgeschoss-Wohnungen bedürfen einer vollständigen Durchsanierung. Ziel ist es, in zehn Wochen fertig zu sein." Fachkundige Firmen stünden bereit, um schnellstmöglich die Voraussetzungen für eine Rückkehr der Menschen zu ermöglichen. Die Baukosten allein für die betroffenen Wohnungen im Service-Wohnen Düsselthal schätzt Liegenschaftsleiter Musca aktuell auf 380.000 Euro. Von weiteren Kosten ist nach aktuellem Stand der Dinge auszugehen.

Auch das Gemeinschaftshaus des Service-Wohnens stand unter Wasser, die Trocknung dieser Räume hat jedoch gegenüber den Wohnungen eine niedrigere Priorität. Aktuell dient es noch als Möbellager.

Weniger hart, aber schlimm genug hat das Hochwasser die benachbarten Häuser des Sozialpsychiatrischen Verbunds getroffen. 25 Menschen waren dort zeitweise in ihren Wohnungen vom Wasser eingeschlossen und mussten über ein Schlauchboot versorgt werden. Überflutet wurden in den teilweise deutlich höher liegenden Wohngebäuden lediglich die Keller, komplett geflutet wurde jedoch die Werkstatt der Arbeits- und Ergotherapie sowie die Praxis für Ergotherapie. Dort müssen laut Liegenschaftsleiter Musca die Wände bis zu einer Höhe von 70 Zentimeter geöffnet und die Estrichböden durchgängig ersetzt werden. Zuvor sei auch hier das gesamte Möbelinventar entsorgt worden, berichtet Reimund Weidinger, Leiter der Graf Recke Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik. "Vor größere Probleme stellen uns auch die beschädigten Maschinen und technischen Geräte der Wohnhäuser und der Arbeits- und Ergotherapie sowie das Blockheizkraftwerk, das ebenfalls unter Wasser gesetzt war."

Spendenkonto

Aktuell laufen die Aufräumarbeiten auf dem Areal an der Grafenberger Allee in Düsseldorf. Die Graf Recke Stiftung dankt schon jetzt den zahlreichen Menschen, die tatkräftig geholfen oder Hilfe auf verschiedenen Wegen angeboten haben. Wer die betroffenen Menschen unterstützen und bei der Wiederherstellung der Wohnungen und Einrichtungen in Grafenberg helfen möchte, findet hier das Spendenkonto.

IBAN DE44 1006 1006 0022 1822 18

BIC GENODED1KDB

Stichwort: RO Hochwasser Grafenberg


Zumindest die Fortführung der Arbeitstherapie im Bereich der Fertigung und Montage, die auch termingebundene Aufträge für externe Kunden abarbeitet, sei gewährleistet, so Weidinger: "Eine von der Firma Keller & Kalmbach vermittelte Halle steht kostenfrei zur Verfügung." Viele andere Angebote könnten zurzeit aber nicht stattfinden, etwa die Medienwerkstatt, die Schreinerei und die Wäscherei. Auch die Praxis für Ergotherapie müsse bis zum Abschluss der Sanierung geschlossen bleiben. Für den Bereich des Sozialpsychiatrischen Verbunds ist der Gesamtschaden noch nicht bezifferbar.

Ersten Schätzungen zufolge ist von einem Gesamt-Sachschaden von mehr als einer halben Million Euro für alle betroffenen Bereiche auszugehen. Eine konkretere Bezifferung wird erst in den nächsten Wochen möglich sein.

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