Kristina Soyka und das unbekannte Virus

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Zuweilen wusste Kristina Soyka nicht mehr, wo ihr der Kopf stand: Symptomcheck, Fieber messen, testen; Hygiene-Rundgänge, Angehörige informieren, Notfall-Dienstpläne erstellen – das seien nur einige von vielen zusätzlichen Aufgaben, die man wegen Corona in einer Senioreneinrichtung zu erledigen und zu dokumentieren habe, berichtet die stellvertretende Leiterin des Wohnbereichs 4 im Walter-Kobold-Haus in Düsseldorf-Wittlaer.

Nicht selten habe es von Tag zu Tag neue Anweisungen gegeben. »Dabei geben wir sonst schon 100 Prozent, jetzt musste es mehr sein«, sagt sie mit leichter Ironie. Kein Zweifel: Die vergangenen Monate seien extrem anstrengend gewesen, gesteht die 28-Jährige. Dabei habe man es noch vergleichsweise gut, auch was den Personalschlüssel anbetrifft. »Und wir konnten uns stets auf die Einrichtungs- und die Pflegedienstleitung verlassen, die haben uns unterstützt und waren bei Fragen immer da«, freut sich die examinierte Altenpflegerin. Doch die Zeit, die man mit dem Desinfizieren von Handläufen, Klinken und Oberflächen verbracht hat, fehlt an anderer Stelle. Dass man dennoch einigermaßen durchgekommen sei, liege auch an einem besonders ausgeprägten Miteinander in dieser Zeit, sagt sie.

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Weit mehr als ein Jahr arbeiten Pflegekräfte mittlerweile unter Coronabedingungen. Die anstrengenden Monate wirken nach. Dass sich Mitarbeitende der Graf Recke Stiftung dennoch immer wieder für diesen herausfordernden Beruf entscheiden würden, hat viel mit positiven Erfahrungen in den schweren Tagen der Pandemie zu tun. Kerstin Soyka und andere Mitarbeitende erzählen davon in der recke:in 2/2021, die Mitte Juni erschienen ist.

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Nur so war es dem 14-köpfigen Team im Wohnbereich möglich, die Seniorinnen und Senioren »so zu pflegen, wie ich es mir später auch wünschen würde«, formuliert es Kristina Soyka. Ressourcenorientiert und liebevoll im Umgang, das sei im Haus das oberste Gebot. Schwierig seien die Monate mit gesetzlichem Besuchsverbot gewesen. »Eine Zeit lang mussten die Bewohner und Bewohnerinnen sogar in ihren Zimmern bleiben«, sagt sie. Der Soziale Dienst sei da ein Segen, auch wenn Gruppenzusammenkünfte ebenfalls monatelang nicht möglich waren. Nun, Ende April, ist das Walter- Kobold-Haus infektionsfrei, ein Besuch des Gartens wieder möglich, sogar der Speisesaal geöffnet. »Da ist die Freude groß«, sagt Kristina Soyka mit einem Lachen.

Und sie will nicht klagen: »Ich habe mir den Job ausgesucht«, meint sie. Die Pflege von Menschen mit Infektionskrankheiten gehört nicht erst seit Corona zu ihrem Beruf dazu. »Eine größere Angst war nur da, weil es ein unbekanntes Virus war.« Die Befürchtungen aber seien kleiner geworden, den Impfungen unter den Bewohnern und Mitarbeitenden sei Dank. Und auch wenn nicht alle im Team ihre Skepsis gegenüber dem in Rekordzeit entwickelten Vakzin ablegen konnten, sie habe sich sehr auf die Impfung gefreut, sagt die 28-Jährige. »Ich habe mein Leben eigentlich sehr gern und kein Interesse daran, im schlimmsten Fall beatmet zu werden.«

Kristina Soyka

ist Wohnbereichhsleiterin im Walter-Kobold-Haus.

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