„Jetzt ist es sehr schön“: Die ersten Tage im Ahorn-Karree

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Inge Heizmann gehört zu den ersten Bewohnerinnen und Bewohnern des neuen Ahorn-Karrees im Dorotheenviertel Hilden. Nach dem Umzug aus dem benachbarten Altbau ist die Atmosphäre im Ahorn-Karree eine ganz andere. „Ich habe noch nie erlebt, dass unsere Bewohner so entspannt waren wie jetzt“, berichtet eine langjährige Mitarbeiterin. Und auch Inge Heizmann kommt hier zur Ruhe.

Werner Heizmann kommt mit einer kleinen Handtasche zu seiner Frau Inge. Darin hat er einen Lippenstift, um sie zu schminken. Der 85-Jährige denkt an alles, denn heute steht ein Fototermin an, bei dem seine Frau im Mittelpunkt steht.

Auch die Mitarbeitenden im Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden haben an alles gedacht: Inge Heizmann sitzt bereits dezent geschminkt am Frühstückstisch und isst ihr Marmeladenbrot in der neuen Hausgemeinschaft für Menschen mit schwerer Demenz. „Der ist sehr liebenswürdig“, sagt die 84-Jährige über ihren Mann, noch bevor er da ist. Und er fragt seine Frau, kaum dass er bei ihr sitzt: „Wie geht es dir heute Morgen, was hast du alles gegessen?“

Von Berlin nach NRW

Der Berliner ist in den 1970er Jahren zusammen mit seiner Frau Inge aus beruflichen Gründen nach Nordrhein-Westfalen gezogen. „Anfangs hatte meine Frau Schwierigkeiten, aber später hatten wir einen großen Bekanntenkreis“, erzählt der einstige Gastronom. Seit Mai 2023 lebt Inge Heizmann aufgrund ihrer schwere Demenz in der geschützten gerontopsychiatrischen Facheinrichtung Ahorn-Karree der Graf Recke Stiftung im Dorotheenviertel Hilden. Werner Heizmann ist in die unmittelbare Nähe seiner Frau, ins das Service-Wohnen der Stiftung gezogen, um sie mit ihrer schweren Demenz besser zu unterstützen. „Ich muss keine Kilometer mehr abreißen und bin sofort verfügbar.“

Die letzten Jahre waren für das Ehepaar und ihre drei Kinder keine leichte Zeit. Die frühere Friseurin hat einiges hinter sich, etliche Stürze und auch die Demenz machte sich zunehmend bemerkbar. „Sie ist im Haus rauf und runter und ist auch immer weggelaufen“, erzählt Werner Heizmann. „Das war für mich irgendwann kaum mehr machbar. Die letzten anderthalb Jahre waren heftig.“

Die Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz in der eigenen Häuslichkeit kann für Angehörige oft zur mentalen und körperlichen Herausforderung werden und sie an ihre Belastbarkeitsgrenzen bringen. „Ein Umzug in eine geschützte Einrichtung ist dann meist unumgänglich, gerade wenn die Menschen sich selbst oder andere durch die Erkrankung gefährden“, erklärt Marek Leczycki, Geschäftsbereichsleiter und Entwickler des neuen Konzepts für die Begleitung und Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz. „Unser Ziel ist es, dass unsere Bewohner ihr gewohntes Leben, ihren Alltag, bei uns so gut es geht weiterführen können, damit sie und auch ihre Angehörigen sich wohlfühlen.“

Ruhe kehrt ein

Anfang September ist Inge Heizmann zusammen mit weiteren 52 Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Altbau in das bundesweit einmalige Leuchtturmprojekt Ahorn-Karree gezogen. Dort lebt sie in einer familiären und modernen Hausgemeinschaft, die nach dem bisherigen Lebensstil ihrer rund zehn Bewohner eingerichtet ist. Davor lebte sie in einem Wohnbereich mit gut 40 weiteren Personen. Das macht einen großen Unterschied, denn der Geräuschpegel ist in einer kleinen Gemeinschaft wesentlich geringer und auch die Alltagbegleitung individueller. „Ich habe noch nie erlebt, dass unsere Bewohner so entspannt waren wie jetzt“, berichtet eine langjährige Mitarbeiterin aus dem Ahorn-Karree.

Positiv überrascht zeigt sich Werner Heizmann, dass seine Frau in der Einrichtung ruhiger geworden ist, weggelaufen sei sie hier noch nie. Ihr neues „Zuhause“ gefalle ihm: „Jetzt ist es sehr schön.“ Der Umzug ins das Ahorn-Karree sei dennoch erstmal eine große Umstellung gewesen. „Jetzt sind wir beide zur Ruhe gekommen." 

Nach dem Frühstück verabschiedet sich Werner Heizmann mit einem Kuss von seiner Frau, die damals wie heute Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt. Inge Heizmann bleibt noch am Frühstückstisch sitzen, da noch andere Mitbewohnerinnen sich dazugesellen und gemeinsam Kaffee trinken. Die Gemeinschaft wirkt harmonisch. Als Aktivität steht heute eine Kreativzeit an, es werden herbstliche Motive ausgeschnitten und auf eine Leinwand geklebt. Inge Heizmann schneidet ein grünes Ahorn-Blatt aus, das sie strahlend in die Kamera hält.

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Die ersten 53 Bewohner konnten im September in die ersten Hausgemeinschaften des bundesweit einmaligen Leuchtturmprojekts Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden ziehen. Künftig soll das Ahorn-Karree mehr als 100 Menschen mit schwerer Demenz ein neues beschütztes Zuhause mit zehn innovativen und familiären Hausgemeinschaften bieten. Für das Projekt, das mit Angeboten wie einem Friseursalon und einem Einkaufsladen weit über die Grundversorgung hinausgeht, freut sich die Graf Recke Stiftung über Spenden.

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Wie kann es gelingen, Inklusion und Teilhabe zu ermöglichen, wenn Menschen mit schwerer Demenz in einer Einrichtung untergebracht werden müssen? Eine große Herausforderung, auf die die Graf Recke Stiftung mit einem bundesweit bislang einmaligen Leuchtturmprojekt südlich von Düsseldorf eine Antwort gibt: Das Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden setzt neue Maßstäbe in der Begleitung und Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz.

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