Glücksmomente in schweren Zeiten

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Lisa Klein und Maren Keiser haben die Coronazeit im Pflegezentrum Walter-Kobold-Haus intensiv erlebt. Umso mehr wissen sie auch die hoffnungsvollen und beglückenden Momente in der Pandemie zu schätzen.

Lisa Klein hat die Coronazeit als eine sehr intensive erlebt – zugleich aber tatsächlich als eine beglückende. Das hat freilich nicht mit der potenziell tödlichen Krankheit zu tun, von der ihr Wohnbereich im Pflegezentrum Walter-Kobold-Haus in Düsseldorf-Wittlaer weitgehend verschont blieb. Vielmehr hat die examinierte Altenpflegerin erlebt, wie das Team in der Krise noch weiter zusammengerückt ist. Beeindruckt hat sie zudem das Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner und das der Angehörigen. »Die allermeisten haben großes Verständnis gezeigt für die Hygienemaßnahmen und dass wir zeitweilig sogar für Besucher schließen mussten«, erinnert sich die 31-Jährige. Was in der Wahrnehmung von Lisa Klein überwog, das waren Dankbarkeit und Anerkennung.

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Weit mehr als ein Jahr arbeiten Pflegekräfte mittlerweile unter Coronabedingungen. Die anstrengenden Monate wirken nach. Dass sich Mitarbeitende der Graf Recke Stiftung dennoch immer wieder für diesen herausfordernden Beruf entscheiden würden, hat viel mit positiven Erfahrungen in den schweren Tagen der Pandemie zu tun. Andreas Brüssel und andere Mitarbeitende erzählen davon in der recke:in 2/2021, die Mitte Juni erschienen ist.

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»Der Zusammenhalt bei uns war schon immer gut«, betont sie, die seit Dezember 2018 im Wohnbereich 2 tätig ist und im März 2021 die stellvertretende Wohnbereichsleitung übertragen bekam. Nun habe man im Team versucht, die schönen Dinge in der Krise zu finden, »Dinge, über die man sich freuen kann«. Lisa Klein, die inzwischen ebenso vollständig geimpft ist wie fast alle Bewohnerinnen und Bewohner, empfindet es etwa als Privileg, wieder Nähe und Körperkontakt zulassen zu dürfen. »Und wenn ich ein paar Tage frei hatte, heißt es anschließend von den Bewohnern: ›Schön, dass Du wieder da bist, Lisa‹«, erzählt sie.

Keinen Moment Zweifel

So hatte die Altenpflegerin keinen Moment Zweifel, dass sie im richtigen Beruf ist. »Ich habe mich ja bewusst dafür entschieden, mit Menschen zu arbeiten, nicht mit Maschinen«, betont sie. Eine Pandemie allerdings hatte Lisa Klein zweifellos nicht in ihren Überlegungen. Und klar, sagt sie: Die Belastung sei hoch, die Arbeit mit Maske schwierig. Nicht nur für sie, insbesondere für die hörgeschädigten Bewohner, die sonst viel von den Lippen ablesen. »Und auch die Mimik geht ja größtenteils verloren«, wie sie bedauert.

Doch das ist für Lisa Klein alles zu ertragen. Schwieriger war für sie, ihrem privaten Umfeld zu erklären, warum sie den Kontakt seit Monaten auf ein Minimum reduziert. »Meine Familie hat das akzeptiert, einige Freunde eher nicht«, berichtet sie. Ihre größte Sorge galt jedoch weniger sich selbst. Sie habe Angst gehabt, das Virus in die Einrichtung zu tragen. Ihr größter Wunsch ist daher wenig überraschend: »Dass die Impfungen in der Gesellschaft schneller vorangehen«, sagt sie – und denkt dabei gleich wieder an andere: »Damit endlich der Kontakt zwischen Bewohnern und Angehörigen wieder richtig stattfinden kann.«

Dass die alten Menschen in Senioreneinrichtungen unter den Einschränkungen der Pandemie gelitten haben und immer noch leiden, daran hat auch Maren Keiser keinen Zweifel. Umso bedeutender ist ihre Tätigkeit: Als qualifizierte Alltagsbegleiterin kommt ihr die Aufgabe zu, gemeinsam mit dem Sozialtherapeutischen Dienst im Wohnbereich 2 im Walter-Kobold-Haus den Alltag der Bewohner und Bewohnerinnen zu strukturieren und zu gestalten. »Wir wollen dafür sorgen, dass ihre Ressourcen aktiviert und möglichst lange erhalten bleiben«, erklärt die 25-Jährige, die über die Begleitung der eigenen Großmutter einst ihre berufliche Bestimmung fand. Nicht gerade die leichteste Übung, wie sie erfahren musste, nachdem sie nach einer Pause im Januar wieder eingestiegen war – mitten in der Pandemie. Erst seit Kurzem könne man erste Angebote für kleinere Gruppen machen, berichtet Maren Keiser. Sitzgymnastik oder Kartenspiele seien beispielsweise unter strengen Hygieneauflagen wieder möglich. »Das tut den Menschen so gut, das macht sich direkt an der Laune bemerkbar«, hat sie festgestellt.

Maren Keiser sagt, sie habe durch die vielen Gespräche und Spaziergänge, die geradezu als »Highlight nach dem Shutdown« empfunden wurden, »die Bewohner relativ gut kennengelernt«. Die Pandemie jedenfalls nähmen alle wahr, selbst die Menschen mit demenziellen Veränderungen, so ihre Erfahrung. Die aktuelle Nachrichtenlage sei deshalb ein häufiges Thema der Gespräche, »und Dinge, die sie selbst schon erlebt haben. Urlaube zum Beispiel.«

Ich würde einige Kollegen gerne mal ohne Maske kennenlernen.

Maren Keiser

Das Reisen fehlt Maren Keiser neben Museumsbesuchen und Konzerten privat derzeit am meisten. »Ich liebe Zugfahren, da kann man gut seine Gedanken sortieren«, sagt sie. Aber da vieles derzeit nicht möglich sei, komme sie jeden Tag gerne zur Arbeit, alleine schon, um andere Menschen zu treffen. »Wenn das Große wegfällt, lernt man die kleinen Dinge zu schätzen«, sagt sie mit einem Lächeln. Ach ja, einen Wunsch hätte sie dann doch noch, meint sie: »Ich würde einige Kollegen gerne mal ohne Maske kennenlernen.«

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