Ganz nah an den Menschen
Begonnen hat alles 2014 mit einem vierköpfigen Team. Mittlerweile kümmern sich 35 Pflegekräfte bei recke:mobil um die ganzheitliche Versorgung von rund 165 Klienten – in deren Zuhause im Düsseldorfer Norden. Neben der fachlichen Qualifikation ist Einfühlungsvermögen die wohl wichtigste Voraussetzung für die Arbeit im ambulanten Pflegedienst. Es sei ein erfüllender Beruf, da sind sich Veronika Ploch und Claire Meier zu Ahle einig. Erschwert werde dieser lediglich dadurch, sagt Bereichsleiterin Franziska Krieger, „dass es zu wenige von uns gibt“.
Dass sich bei der Graf Recke Stiftung in ihrer 200-Jährigen Geschichte viel bewegt hat, ist keine Frage. In einem der jüngsten Geschäftsfelder gilt dies jedoch in zweierlei Hinsicht: Es war 2014, als der ambulante Pflegedienst unter dem Namen recke:mobil gestartet ist, mit gerade einmal vier Fachkräften. Keine zehn Jahre später besteht das Team bereits aus 35 Pflegekräften, die sich im Düsseldorfer Norden um die ganzheitliche Versorgung von rund 165 Klienten kümmern. Eine enorme Entwicklung. Für ihre Aufgabe sind die Mitarbeitenden zudem so viel unterwegs, wie wohl keine andere Berufsgruppe in der Stiftung.
Wie viel Zeit ihre Kolleginnen und Kollegen pro Jahr auf der Straße verbringen, kann Franziska Krieger gar nicht genau sagen. Aber dass sie in jeder Schicht zwischen 15 und 20 Klienten besuchen, das weiß sie genau. Die 35-Jährige ist seit 2016 Pflegedienstleiterin bei recke:mobil, seit Anfang 2022 zusätzlich Bereichsleiterin der ambulanten Angebote. „Ich habe nie für ein anderes Unternehmen gearbeitet“, erzählt sie mit einem Lachen. Doch das habe einen Grund: „Wir haben hier ein tolles Miteinander, wenn ich das so sagen darf.“ Darf sie, wenn man Veronika Ploch und Claire Meier zu Ahle fragt. Die beiden gehören zu ihrem Team – und sind von dessen Zusammenhalt genauso angetan wie von ihrem Beruf.
Veronika Ploch etwa, examinierte Krankenschwester, hat nach der Familienphase zunächst in einer Klinik im Nachtdienst gearbeitet, sich dann aber mit einem mobilen Pflegedienst in Meerbusch selbstständig gemacht. „Zunächst war ich allein unterwegs, am Schluss hatte ich 40 Angestellte“, berichtet sie. Doch 2020 hat sich die heute 62-Jährige bewusst dafür entschieden, mit ihrem gesamten Team unter das Dach der Graf Recke Stiftung zu wechseln. Seitdem kümmert sie sich bei recke:mobil um das Aufnahmemanagement. „Ich fahre zu potenziellen Klienten, schaue mir das Umfeld an und erstelle danach einen detaillierten Pflegeplan“, erklärt Veronika Ploch ihre Hauptaufgabe.
Für die Betroffenen oft „ein großer Berg“
Entscheidend ist demnach, welche Form der Pflege erwünscht und erforderlich ist. Die Menschen wüssten das zuweilen selbst nicht so genau, erläutert Bereichsleiterin Franziska Krieger. „Sie rufen bei uns an und sagen in ihrer Not schlicht: Wir brauchen Unterstützung.“ Für die zu Pflegenden und ihre Angehörigen sei das in der Tat oft „ein großer Berg“, weiß Veronika Ploch. „Sie kennen sich nicht aus, da berate ich sie dann, von der Medikamentengabe bis hin zu Hilfsmitteln.“ Auch gesetzlich vorgeschriebene Beratungsbesuche bei pflegenden Angehörigen fallen in ihren Aufgabenbereich. Die eigentliche Pflege sei nicht mehr Kern ihrer Arbeit, nur bei komplexen Fällen sei sie am Anfang mit dabei.
Gut möglich, dass sie in einem solchen Fall Claire Meier zu Ahle unterstützt. Die 30-Jährige hat ihre Ausbildung zur Altenpflegerin in Freiburg im Breisgau bereits im mobilen Dienst gemacht, kam vor zwei Jahren nach Düsseldorf und gehört seit gut einem Jahr zum Team von recke:mobil. Blutdruck messen, Insulin spritzen oder Verbände wechseln, all das gehört zu ihrer täglichen Arbeit. Sie mache das unheimlich gern, könne an der mobilen Pflege nichts Negatives benennen, von der ständigen Parkplatzsuche vielleicht mal abgesehen, meint sie und lacht. „Wenn mal etwas nicht so passt, hat man immer die Möglichkeit, es selber zu optimieren“, sagt sie. „Ich bin als Pflegekraft im mobilen Dienst sehr selbstbestimmt.“
Kennengelernt hat sie das Tätigkeitfeld einst durch ihre Oma. „Da habe ich dem mobilen Pflegedienst die Tür aufgemacht – und fand den Beruf von Anfang an interessant“, sagt Claire Meier zu Ahle. Ihr Abitur habe sie noch im Bereich Wirtschaft gemacht, danach aber ein Jahr im Freiwilligendienst in Ghana an einer Gehörlosenschule unterrichtet. „Dadurch bin ich in den sozialen Bereich reingerutscht und es bis heute nicht bereut.“ Sie sei selbst hörgeschädigt, erklärt sie ihr damaliges Engagement in Afrika. Das Arbeiten mit Maske wegen Corona findet sie daher „eher schwierig“, weil sie, trotz Ohrimplantat, teilweise von den Lippen ablese. Zeitdruck hingegen empfindet die 30-Jährige im Arbeitsalltag nicht, zumindest, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert.
Die Frage sei eher, „ob die Zeit aus Sicht des Klienten ausreicht“, wie Franziska Krieger es formuliert. „Weil er sich außer dem vorgesehenen Duschen vielleicht noch etwas anderes wünscht.“ So manches mache man möglich, da sind sich die Kolleginnen einig. „Die Kunst in der Pflege ist es, dem Klienten zu vermitteln, viel Zeit zu haben, auch wenn die eigentlich nicht zur Verfügung steht“, verrät Veronika Ploch. Wie ihr und anderen das immer wieder gelingt, könne sie gar nicht genau erklären.
Sie kommen den Menschen sehr nahe
Möglicherweise hat es mit der Grundvoraussetzung für die mobile Pflege zu tun, die alle Akteure mitzubringen haben: „Empathie“. Dies ist die einhellige Antwort aller drei auf die Frage, was in ihrem Beruf neben der fachlichen Qualifikation das Wichtigste sei. Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass man in den Lebensbereich der Menschen eindringe, verdeutlicht Veronika Ploch. Zudem komme man den Menschen ja sehr nahe, auch emotional, ergänzt Franziska Krieger. Man werde „ein fester Bestandteil des Privatlebens“. Der Fokus, liege „nicht auf der Krankheit, sondern auf dem Alltagsleben, trotz der Einschränkungen. Diese versuchen wir zu kompensieren.“
Für die 35-Jährige ist Pflege, „ein schöner Beruf, der nur dadurch erschwert wird, dass es zu wenige von uns gibt“. Zudem müssten sich die Pflegekräfte viel mit Formalien befassen, zu jedem Klienten gibt es freilich eine Mappe, auf Papier und digital. Dabei hat Franziska Krieger keineswegs Scheu vor der Theorie, im Gegenteil. Nach ihrer Pflegeausbildung bei der Graf Recke Stiftung und dem Examen 2010, hat sie ab 2011 berufsbegleitend Gesundheitsökonomie studiert, verfügt seit 2015 über einen Bachelor of Science. „Für den Master fehlt nur noch die Abschlussarbeit“, meint sie. Doch diese muss erst einmal zurückstehen, hat sich ihr Aufgabenspektrum zuletzt doch deutlich ausgeweitet.
Wertschätzung als zusätzlicher Lohn
Auch Claire Meier zu Ahle hat nun eine zusätzliche Aufgabe: Die 30-Jährige hat unlängst ihre Weiterbildung zur Praxisanleiterin abgeschlossen. Nun coacht sie Auszubildende, die ihre Pflichtpraktika beim ambulanten Pflegedienst absolvieren. Und von diesen gibt es glücklicherweise dann doch immer wieder welche. Veronika Ploch, die seit rund 40 Jahren in der Pflege tätig ist, kann junge Menschen nur ermutigen, diesen Weg zu wählen. Es ist die Arbeit mit den Menschen, die sie persönlich nach wie vor antreibt – und deren ausgesprochene Dankbarkeit. Die Wertschätzung der Klienten und ihrer Angehörigen, sagt die 62-Jährige, „ist allerdings noch immer eine höhere als die gesamtgesellschaftliche“.
Info
Der ambulante Pflegedienst recke:mobil bietet pflegebedürftigen Menschen im Düsseldorfer Norden, von Stockum über Unterrath bis Wittlaer, eine individuelle Versorgung – an sieben Tagen in der Woche. Die Fachkräfte stehen dabei mit den behandelnden Ärzten im engen Austausch und bieten zudem Beratung auch für Angehörige. Das Leistungsspektrum umfasst unter anderem Alten-, Kranken- und Verhinderungspflege, hauswirtschaftliche Versorgung, Bereitschaftsdienste sowie einen 24-Stunden-Notruf. recke:mobil ist Vertragspartner aller Kranken- und Pflegekassen und zudem eingebunden in ein Netzwerk von weiteren Pflege- und Versorgungsleistungen. Dazu gehören Wohnen mit Service sowie die Tagespflege und die ambulant betreute Wohngemeinschaft am Röttchen.
Kontakt
Tel. 0211/4055-4747
Mail: recke-mobil@graf-recke-stiftung.de
Website: www.recke-mobil.de