Endlich Weihnachten im Ahorn-Karree
Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner feiern Weihnachten im neuen Ahorn-Karree. Die familiäre Atmosphäre und aktive Einbindung der Menschen mit Demenz in alltägliche Verrichtungen wird bei den Vorbereitungen besonders spürbar.
Die Vision von einem neuen Quartier für Menschen mit schwerer Demenz ist in diesem Jahr Wirklichkeit geworden. Die ersten 53 Bewohnerinnen und Bewohner sind in das Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden eingezogen. Das Leuchtturmprojekt der Graf Recke Stiftung ist in dieser Form mit all seinen Facetten bundesweit einmalig. »Ein langer und nicht immer leichter Weg liegt inzwischen hinter uns«, sagt Finanzvorstand Petra Skodzig mit Blick auf den ersten großen Meilenstein. »Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit diesem zukunftsweisenden Projekt Menschen mit schwerer Demenz ein würdevolles Leben ermöglichen können.« Das neue Quartier soll nach Gesamtfertigstellung mehr als 100 Menschen ein neues Zuhause bieten.
»Eine der Besonderheiten ist, dass unsere Bewohner in familiären Hausgemeinschaften leben, ihren bisherigen Lebensstil möglichst beibehalten und ihren alltäglichen Gewohnheiten nachgehen können«, sagt Marek Leczycki, Geschäftsbereichsleiter und Konzeptentwickler des neuen Ahorn-Karrees. »Wir haben für unsere Bewohner ein ihnen vertrautes Umfeld geschaffen und unsere Präsenzkräfte sind für sie da.« Das sei wichtig, damit sich die Menschen wohlfühlen. Und auch für die Angehörigen sei das eine große Entlastung.
Erinnerungen an Weihnachten
In diesen Tagen stimmen sich die ersten vier neuen Hausgemeinschaften auf die Weihnachtszeit ein. Eine sehr wichtige Zeit, weiß Nina Durmala, die als Fachkraft für den Sozialtherapeutischen Dienst im Ahorn-Karree arbeitet. »Weihnachten ist für unsere Bewohner mit Demenz noch mal auf anderer Ebene von ganz besonderer Bedeutung. Bunte Weihnachtskugeln, das Leuchten der Kerzen oder der Duft von Zimt, all das regt ihre Sinne an. Erinnerungen kommen und Gespräche entstehen.« Endlich werde nun das Weihnachtsfest im Ahorn-Karree gefeiert.
Inge Heizmann lebt in einer Hausgemeinschaft, die nach dem Sinus-Forschungsinstitut als gehoben-etabliert bezeichnet wird und einen von vier Lebensstilen im Ahorn-Karree darstellt. Die weiteren Hausgemeinschaften repräsentieren das traditionelle sowie das bürgerliche Milieu, später soll eine postmaterielle hinzukommen. Die Lebensstile sagen zum Beispiel etwas über die Gewohnheiten und Werte der Bewohner aus, welche Zeitungen sie lesen, wie ihr Wohnzimmer eingerichtet ist und was sie in ihrer Freizeit machen. Das wird von der Einrichtung bis zu den Freizeitaktivitäten im Ahorn-Karree berücksichtigt.
Die frühere Friseurin Inge Heizmann ist Mutter von drei Kindern und habe sich an Weihnachten immer um alles gekümmert, damit die Familie ein schönes Fest verbringt, berichtet ihr Ehemann Werner Heizmann, der in den 1970ern mit seiner Familie von Berlin nach Düsseldorf zog.
Wohlbefinden im Fokus
Heute backt die Hausgemeinschaft Plätzchen, zur Einstimmung auf den Advent. In der Gemeinschaftsküche stehen Inge Heizmann und Inge Sommerfeld. »Die beiden haben das früher schon gerne zu Hause gemacht. Heute ist die Aufmerksamkeit und Konzentration durch die Demenz natürlich eine andere«, sagt Nina Durmala. Auch wenn die beiden Damen nicht allzu lange mitmachen können und Hilfe benötigen: »Sie kennen viele Handgriffe und kommentieren auch viel beim Ausrollen oder Ausstechen.« Eine dritte Bewohnerin, die eigentlich mitbacken sollte, möchte lieber ihre bunten Glanzbilder betrachten und sortieren. »Das ist auch in Ordnung, wir lassen sie in Ruhe«, betont Nina Durmala. »Wichtig ist, dass sie etwas macht, das ihr in dem Moment guttut und womit sie sich wohlfühlt.« Auch mit schwerer Demenz könne das Leben so selbstbestimmt wie möglich gestaltet werden.
Nicht nur Inge Heizmann fühlt sich wohl in ihrer neuen Hausgemeinschaft, wo die 85-Jährige mit etwa zehn weiteren Mitbewohnern zusammenlebt. Sie hat ihr eigenes Zimmer, doch das soziale Leben spielt sich meist in den Gemeinschaftsbereichen ab. Täglich besucht sie ihr Ehemann Werner Heizmann und auch ihre Kinder kommen oft. »Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für uns unersetzbar, die bemühen sich wirklich um die Leute«, sagt Werner Heizmann, der selbst jeden Tag mehrere Stunden bei seiner Frau im Ahorn-Karree verbringt. Sie weiß, dass er ihr Mann ist, an seinen Namen jedoch erinnert sie sich selten.
Königin der Vanillekipferl
Nach der Backaktion sitzen alle noch zusammen am Tisch. Inge Heizmann sortiert die Plätzchen in die Keksdose. Auch ihre Tochter Sabine Sarge stößt dazu und kommt ins Schwelgen: »Meine Mutter ist die Königin der Vanillekipferl.« Und auch Ehemann Werner erlebt an diesem Tag einen bewegenden Augenblick. Denn Inge Heizmann, angeregt durch das Beisammensitzen, ruft plötzlich seinen Namen: »Werner, Werner!« Ein Strahlen macht sich auf dem Gesicht von Werner Heizmann breit. Über diese kleinen Glücksmomente freut er sich ganz besonders: »Das reicht mir dann schon.«
Wir benötigen Ihre Unterstützung
Die ersten 53 Bewohner konnten im September in die ersten Hausgemeinschaften des bundesweit einmaligen Leuchtturmprojekts Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden ziehen. Künftig soll das Ahorn-Karree mehr als 100 Menschen mit schwerer Demenz ein neues beschütztes Zuhause mit zehn innovativen und familiären Hausgemeinschaften bieten. Für das Projekt, das mit Angeboten wie einem Friseursalon und einem Einkaufsladen weit über die Grundversorgung hinausgeht, freut sich die Graf Recke Stiftung über Spenden.
Das Ahorn-Karree
Wie kann es gelingen, Inklusion und Teilhabe zu ermöglichen, wenn Menschen mit schwerer Demenz in einer Einrichtung untergebracht werden müssen? Eine große Herausforderung, auf die die Graf Recke Stiftung mit einem bundesweit bislang einmaligen Leuchtturmprojekt südlich von Düsseldorf eine Antwort gibt: Das Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden setzt neue Maßstäbe in der Begleitung und Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz.