Ein großer Hund, eine kleine Schlange und 81 geimpfte Kinder

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Emma möchte ihre Oma schützen und Hendrik hat sich nach einigem Zögern auch für den Pieks entschieden: Eindrücke von der großen Impfaktion für Kinder im Dorotheenviertel Hilden.

Claudia Krug und Michelle Leinweber sind mit drei Kindern der Wuppertaler Wohngruppe Quellengrund nach Hilden gekommen. "Wir sind erleichtert, dass jetzt auch unsere Jüngsten geimpft werden konnten", sagt Krug in der großen Ruhezone, in der die Kleinen in den ersten 15 Minuten nach der Impfung ausruhen. "Die Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren waren schon beim Kinderarzt an der Reihe. Alle Eltern waren einverstanden." Die Wohngruppe war bereits im Frühjahr 2020 von einem Coronafall betroffen. "Ein Zehnjähriger musste sich damals für 14 Tage in seinem Zimmer isolieren. Ich glaube, das hat das Bewusstsein bei uns allen geschärft", blickt Claudia Krug auf eine anstrengende Zeit zurück. Alle Mitarbeitenden und Kinder der Gruppe seien jetzt geimpft. Einer ihrer Wuppertaler Jungs gibt noch zu Protokoll, dass er keine Angst vor dem Pieks hatte, "jedenfalls nicht so richtig".

Weniger entschlossen ist gerade Hendrik. Nach überstandener Coronaerkrankung hatte er sich eigentlich für eine Impfung entschieden, aber jetzt verlässt ihn der Mut. "Das ist ganz normal und kommt schon mal vor", erklärt Dr. Gottfried Arnold, einer von drei Ärztinnen und Ärzten, die hier ehrenamtlich arbeiten. "Manchmal reicht schon ein bisschen Ablenkung für einen Sinneswandel."

Währenddessen ist "Türsteher" und Leiter der Graf Recke Erziehung & Bildung, Michael Mertens, am Eingang mit Neuankömmlingen beschäftigt. Die Impfungen sind im Fünf-Minuten-Takt geplant. Trotz aller Organisation: Eine kleine Schlange bildet sich immer mal wieder, denn zu dem Termin will niemand zu spät kommen. Er weist den Kindern und deren Begleitpersonen den Weg die Treppe hoch, wo zwei Ehrenamtliche die Krankenkassenkarten einlesen und die vorher zum Ausfüllen versendeten Papiere durchsehen.

Letzte Station vor der eigentlichen Impfung ist Verena Würz, deren Söhne gleich zu Beginn an der Reihe waren. Sie geleitet Kinder und Begleitpersonen zu den Impfkabinen, wenn eine frei wird. "Wir wollen es allen so einfach wie möglich machen", sagt Würz, Pandemiekoordinatorin der Graf Recke Erziehung & Bildung. „Als der Corona-Impfstoff für Kinder von fünf bis elf Jahren in Deutschland verfügbar war, waren wir schon vorbereitet. Wir wollten allen bei uns lebenden Kindern, aber auch allen Mitarbeiterkindern die Möglichkeit geben, möglichst schnell geimpft zu werden, und hatten darum bereits Anfang Dezember dieser Zielgruppe ein Impfangebot unterbreitet.“

Marek Leczycki ergänzt: "Die Rückmeldungen auf das Angebot für die jüngeren Kinder waren sofort sehr positiv. Viele Eltern haben uns erzählt, dass eine Impfung beim Kinderarzt erst sehr viel später möglich gewesen wäre." Marek Leczycki – auch er lässt heute seine Kinder impfen – ist seit März 2020 zusätzlich zu seiner Arbeit als Einrichtungsleiter der Senioreneinrichtungen im Dorotheenviertel Hilden Pandemiekoordinator der Graf Recke Stiftung. "Ohne den Pandemiestab und die vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Geschäftsbereichen wären die Impfaktionen nicht möglich gewesen. Viele von uns sehen das wie ich: als Mission, nicht als Job."

Eine Herzenssache

Das trifft auf jeden Fall auch auf seinen Assistenten Karim Zeidi zu, der laut Leczycki maßgeblichen Anteil an der Umsetzung der Impfaktionen hat. "Es ist eine Herzenssache geworden", erklärt Zeidi, "und heute ganz besonders. Die Omikronvariante greift auch Kinder an." Das musste er auch schon in der eigenen Familie erleben.

Worin Finn seine Mission in der entferntesten Ecke der Aula sieht, ist völlig klar: Der große wollknäulige Hund von Michael Mertens lässt sich gerade ausgiebig von Emma streicheln. Die hat sich heute impfen lassen, weil sie Angst hatte, ihre Oma anzustecken. Mutter Sabine Brosch ist dankbar, dass die Möglichkeit für ihre Tochter nun besteht. "Die Gefahr der Ansteckung hat eben Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, ob Schule, Arbeit oder Familie."

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Omikron sorgt auch in der Graf Recke Stiftung für steigende Infektionszahlen. Dass die Boosterimpfungen zwar nicht vor Ansteckung, aber vor schweren Verläufen schützen, zeigen die Erfahrungen in den Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren. Wie wichtig die Impfungen dagegen für die Jüngern sind, zeigen die Corona-Fallzahlen in der Graf Recke Erziehung & Bildung. Alle Infos rund um das Thema in der Graf Recke Stiftung gibt es auf einer Extraseite.
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Alles ist vorbereitet...
Vorm Eingang bildet sich eine kleine Schlange.
Ehrenamtlich Helfende sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Buntes Treiben, aber bestens organisiert.
Der Impfschutz wird dokumentiert.

Das sieht auch Geschäftsbereichsleiter Michael Mertens so, und er weist auf die gemeinsamen Anstrengungen aller Mitarbeitenden hin. Die Impfquote in der Graf Recke Stiftung liege weit über dem Bundesdurchschnitt, in einigen Bereichen weit über 90 Prozent bei Mitarbeitenden wie auch Klientinnen und Klienten. Mertens hat auch die langfristigen Belastungen der Pandemie für die Menschen in der Graf Recke Stiftung im Blick: "Es gibt noch keine Studien zu Long-Covid-Erkrankungen bei Kindern, ob mit oder ohne Behinderungen. Gleichzeitig werden die Testmöglichkeiten allein durch die schiere Menge an neuen Fällen in Zukunft wahrscheinlich eingeschränkt. Da hilft nur eins: impfen!" Auch sein Dank geht daher heute an alle, die sich in der Stiftung für die Eindämmung des Pandemiegeschehens einsetzen.

Die meisten Kinder sind heute schon zur Zweitimpfung da, weil heute aber einige zusätzliche Kinder auch eine Erstimpfung erhalten haben, soll es im Februar einen weiteren Termin geben. "Sobald eine ausreichende Zahl von Kindern beisammen ist, geht es weiter", kündigt Mitorganisator Karim Zeidi an. Und nicht nur für die Kinder, sagt die begleitende Apothekerin Funke. "Wenn eine Impfung mit den neuen sogenannten Totimpfstoffen bei Erwachsenen gewünscht ist, ist auch das denkbar. Wir bleiben am Ball.“ Dann kümmert sie sich wieder um die Vorbereitung der Spritzen – wie schon bei vielen vorangegangenen Aktionen ehrenamtlich. 

Es geht weiter!

Karim Zeidi

Der siebenjährige Hendrik hat sich inzwischen alles genau angesehen. Dafür haben ihn die Ärztinnen und Ärzte zunächst beim Impfen anderer Kinder zusehen lassen. Seine Beobachtungen haben ergeben, dass die Kinder den Pieks kaum spüren. Also ist er schließlich auch einverstanden. Damit steigt die Zahl der heute im Dorotheenviertel Hilden geimpften Kinder auf 81!

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