Ein ganz normaler Käfer
Eines Tages entdeckte eine Mitarbeiterin des Familien unterstützenden Dienstes (FuD) ihren Vorgesetzten an völlig unerwarteter Stelle. »Herr Hoffmann, ich habe Sie auf einer DVD gesehen, die sich mein Mann gekauft hat«, berichtete sie ihrem Chef aufgeregt. »Sie sind gegen einen Baum gefahren!« Die DVD: Ein Mitschnitt einer Sendung des Sportsenders DSF (heute Sport1) aus dem Jahre 2004. Der Vorgesetzte: Jonny-Josef Hoffmann.
Jonny Hoffmann ist seit Dezember 2015 Leiter des Familien unterstützenden Dienstes (FuD) der Graf Recke Stiftung. Und er ist seit fast vier Jahrzehnten Käferliebhaber und – mit längeren Unterbrechungen – leidenschaftlicher Motorsportler. Er fuhr Rundstreckenrennen, Slalom und Bergrennen mit seinem Käfer. Er fuhr auf dem Nürburgring, der AVUS in Berlin, dem Norisring in Nürnberg, dem Hockenheimring, den Niederlanden, Belgien und Frankeich, nahm 2003 und 2004 an der bekannten internationalen Rallye Köln-Ahrweiler teil. (Dort entstanden auch die DSF-Aufnahmen.) Dabei habe er in der Endwertung sogar einmal vor dem ehemaligen Weltmeister Walter Röhrl im Porsche gelegen, berichtet er stolz.
»Der Käfer ist Familienmitglied«
Ab dem Jahr 2005 konzentrierte er sich ganz auf Slalom. »Da kommt es auch auf Schnelligkeit an, vor allem aber auf Reaktionsvermögen, Geschicklichkeit und Kondition«, erklärt Hoffmann und betont: »Im täglichen Straßenverkehr geht es viel rücksichtloser zu als bei solchen Rennen. Ich selbst fahre im normalen Verkehr doch mehr verhalten!«
Der FuD-Leiter legt Wert darauf, dass sein VW Käfer, Jahrgang 1990, »ganz normal und gepflegt aussieht. Andere Autos sehen da ein bisschen brutaler aus«. »Mehr Sein als Schein« sei sein Käfer, betont er. Hoffmann schraubt selbst an seinem langjährigen Gefährt und Gefährten und denkt dabei oft an einen alten Werbeslogan: »Der Käfer ist ein Familienmitglied, das nur zufällig in der Garage steht«.

Jonny Hoffmann
ist seit 1992 mit dem Käfer unterwegs.

Erfahrbare Technik
Seit 1992 ist er mit seinem Käfer unterwegs. Auf der Straße unfallfrei, betont er. Gesponsert wird Jonny Hoffmanns Hobby von einer VW-Werkstatt. Sponsoring heißt in diesem Fall, dass Hoffmann für die Firma auf seinem Auto wirbt und dafür deren Werkstatt nutzen und Ersatzteile zu günstigen Konditionen beziehen kann. In der Werkstatt baut er Motoren, Getriebe und Karosserieteile selbst ein und aus und hegt und pflegt seinen Käfer. »Ich habe mir das selbst angeeignet. Bei diesen Autos hat man noch eine erfahrbare Technik, wo man durch logisches Denken auch Fehler entdecken und beheben kann. Das ist toll, wenn das nachher zusammengebaut ist und das Ergebnis der eigenen Arbeit sichtbar ist und funktioniert!«
Info
Seitenblick: Was machen unsere Mitarbeitenden eigentlich, wenn sie nicht im Dienst sind?
In dieser Rubrik des Magazins recke:in erzählen Mitarbeitende aus allen Bereichen der Graf Recke Stiftung von sich: Was sind ihre Hobbys und Interesse jenseits ihrer beruflichen Tätigkeit?
Fairness bei den Rennen gehört ebenso zum Konzept wie Sicherheit. »Klar habe ich leider auch schon mal einen Abflug gemacht.« Etwa bei eisglatter Fahrbahn auf der Rallye Köln-Ahrweiler (wie oben genannte DVD zeigt). Doch Sicherheit spielt eine große Rolle: Die Autos haben Überrollkäfige. Die Fahrer tragen einen flammhemmenden Anzug und eine ebensolche Kopfhaube und, ganz wichtig: einen geprüften Helm. Ein Katalysator ist auch Pflicht. Die Fahrer müssen eine internationale Lizenz vorweisen können, die jährlich verlängert werden muss – nach einer intensiven ärztlichen Untersuchung mit umfassender Prüfung der körperlichen Fitness.
Jonny Hoffmanns Hobby ist natürlich eine Geld- und Zeitfrage. 2012 hat Hoffmann schon einmal den Helm an den Nagel gehängt. »Ich habe aber immer mal geguckt, was die Jungs so machen.« Die Jungs, das sind die Mitglieder des Polizeisportvereins Köln, Abteilung Motorsport. Als er hörte, dass sich nächstes Jahr viele Käferfreunde wieder in Meppen zu einem Rennen treffen, konnte der frühere Leiter des Jugendamtes Hennef nicht widerstehen. »Da will ich dabei sein!«, sagt Jonny Hoffmann.
Und wie lange will und kann er sein Hobby noch ausleben? Immerhin geht es bei den Rennen neben Durchhaltevermögen auch um Kondition, Ausdauer und Reaktionsfähigkeit. Kein Problem für Jonny Hoffmann. »All das brauche ich ja auch beruflich.« Und da ist er ja auch schon übers Rentenalter hinaus noch voll im Dienst.
Kondition, Ausdauer, Reaktionsfähigkeit: All das brauche ich ja auch beruflich.
Jonny Hoffmann will für sich keine Altersgrenze setzen. Aber man kann erahnen, was er denkt, wenn er sagt: »Beim Slalom kenne ich einen, der regelmäßig noch abwechselnd mit seinem Porsche oder Mini mitfährt. Der ist 82!«