Pflege braucht Zuwanderung

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Menschen für die Altenpflege dringend gesucht. Doch warum dürfen zugewanderte Menschen mit einer Pflegehelferausbildung nicht arbeiten? Die Diakonie Düsseldorf und die Graf Recke Stiftung haben eine Petition gestartet, um das zu ändern.

Sally Amadou (Name geändert) versteht es einfach nicht: Sie hat eine einjährige Ausbildung zur 0Altenpflegehelferin absolviert. Sie würde sofort einen Arbeitsvertrag bekommen. Arbeiten darf die Kamerunerin in ihrem Beruf aber nicht. Das Aufenthaltsgesetz erlaubt es nicht. Unverständnis darüber herrscht auch bei der Graf Recke Stiftung und der Diakonie Düsseldorf. Schließlich wird qualifiziertes Personal in der Pflege dringend gebraucht. Die Organisationen haben darum gemeinsam eine Petition gestartet, diese Pflegehilfskräfte im Aufenthaltsgesetz den Pflegefachkräften gleichzustellen.

„Bisher gehen die Behörden davon aus, dass es in Düsseldorf keinen Mangel an Pflegehilfskräften gibt“, erklärt Klaudia Dolk, Juristin im Sachgebiet Integration, Migration und Flucht bei der Diakonie Düsseldorf. „Auch durch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz wird die Einstellung von Pflegehilfskräften nicht erleichtert, selbst wenn diese in NRW eine zwölfmonatige Ausbildung und einen Abschluss als anerkannte Pflegehilfskraft gemacht haben.“

Behörden gehen davon aus, dass es in Düsseldorf keinen Mangel an Pflegehilfskräften gibt.

Klaudia Dolk

„Dabei suchen wir in der Praxis dringend Menschen mit dieser Ausbildung“, sagt Birgit Kleekamp, Leiterin des Pflege- und Rehabilitationszentrums Walter- Kobold-Haus der Graf Recke Stiftung in Düsseldorf-Wittlaer. In weniger als zwei Jahren wird eine neue gesetzliche Regelung in Kraft treten. Dann wird mehr Personal in den Einrichtungen refinanziert – allerdings mit einem anderen Qualifikationsmix als heute: Anteilig wird es weniger Fachkräfte und mehr qualifizierte Hilfskräfte geben. „Wir müssen jetzt anfangen, mehr Pflegehilfskräfte auszubilden, um auf 2023 vorbereitet zu sein“, betont Einrichtungsleiterin Kleekamp. „Da können wir es uns nicht leisten, dass motivierte Menschen einfach keine Arbeitserlaubnis bekommen.“

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Diakonie Düsseldorf und Graf Recke Stiftung freuen sich über breite Unterstützung für die Petition.

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Sally Amadou hat für sich eine Lösung gefunden. Sie macht jetzt noch eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. „Aber das ist halt keine Lösung für alle“, sagt Sarah Krebs, Pflegedienstleistung im Dorothee-Sölle-Haus der Diakonie Düsseldorf. „Viele können nicht drei Jahre lang ihren Lebensunterhalt finanzieren, erst recht nicht, wenn sie eine Familie ernähren müssen, und schon gar nicht in einer teuren Großstadt wie Düsseldorf. Und manche brauchen auch erst einmal einige Jahre Praxiserfahrung, bevor sie sich zur Fachkraft weiterbilden.“ 

Die Diakonie Düsseldorf und die Graf Recke Stiftung hoffen nun auf viele Mitunterzeichnende der Petition und damit darauf, dass die Sachlage auch in Berlin erörtert wird. „Das Problem gibt es bundesweit und es ist drängend – für uns als Arbeitgeberinnen in der Pflege und für die Menschen, die einfach nur in ihrem Beruf arbeiten wollen“, so Birgit Kleekamp von der Graf Recke Stiftung.

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