Der Spaß am Glück der anderen

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Andy Bloch ist Erzieher in der Graf Recke Stiftung und ein Mann mit vielen Hobbys. Das Besondere: Viele seiner Hobbys teilt er mit den von ihm begleiteten Kindern und Jugendlichen. Damit beschert er ihnen Aktionen wie Wellenreiten, durchskatete Nächte oder eine große inklusive Karnevalsparty. Andy Bloch engagiert sich dienstlich wie privat für junge Menschen und deren Teilhabe. Dabei haben seine beruflichen Anfänge in Wäldern und an Kneipentüren gar nicht darauf hingedeutet.

Andreas Bloch ist ein echter Typ. Er hat als Forstwirt im Harz gearbeitet und als Türsteher in der Düsseldorfer Altstadt. Seit 20 Jahren ist Andreas Bloch, den alle nur Andy nennen, Erzieher in der Graf Recke Stiftung. Privat ist der 49-Jährige unter anderem Motorsport-Fan, Surfer und – Selbstbeschreibung: „Karnevalist mit Herz“. Das Tolle: Er lässt die von Kindern und Jugendlichen, die er seit nun zwei Jahrzehnten begleitet, an seinen privaten Hobbys teilhaben.

Andy Bloch berichtet erst einmal der Reihe nach: Geboren und aufgewachsen im Harz, östlich der damals noch existierenden Grenze. Ausbildung als Forstwirt, nach der Öffnung der Grenze nach Düsseldorf. Anfangs – „es gibt ja hier nicht so viel Wald wie im Harz“ – in der Altstadt gekellnert und als Türsteher gearbeitet, später Schichtleiter im Verteilzentrum der Rheinischen Post und Unteroffizier bei der Bundeswehr. Auf dem zweiten Bildungsweg bei der Kaiserswerther Diakonie Erzieher gelernt, Anerkennungsjahr in der Graf Recke Stiftung in Hilden und – bis heute dort geblieben.

Der Forstwirt, Türsteher, Schichtleiter und Unteroffizier als Erzieher? „Ich hatte bei der Rheinischen Post ja mit Kollegen zu tun, die ich einteilen musste“, erklärt Andy Bloch seine berufliche Kurve. „Mit Menschen zu arbeiten, das hat mir gefallen.“

Was ihm noch gefällt: „Schöne und schnelle Autos!“ Ab 1998 engagierte sich Bloch beim Motorsport-Club Langenfeld. Dass er damit in der Jungenwohngruppe, in der er zeitgleich arbeitete, Begeisterung auslösen würde, ist naheliegend. „Über meine Kontakte waren Besuche auf allen möglichen Rennstrecken möglich“, erzählt Andy Bloch: „Hockenheim, Nürburgring, Zandvoort, da konnten wir auch mal ins Fahrerlager und in die Boxengassen, durften in die Motoren reinschauen, mit den Fahrern sprechen.“ Eine große Sache für die Jungs, keine Frage.

Ein anderes privates Vergnügen des Andy Bloch spielt sich auf dem Wasser ab. „Gemeinsam mit Jugendlichen und ihren Eltern habe ich ein Surfprojekt ins Leben gerufen.“ Ein Hauch von Hawaii am Hitdorfer See: Als Mitglied des örtlichen Surfclubs habe er Zugang zu allem gehabt, was es dazu braucht. „Surfer sind ja modebewusst und haben immer das neueste, deshalb konnten wir viel Material und Kleidung aus zweiter Hand verwerten.“

DJ Andy heizte ein

Seit 2000 ist Andy Bloch Bürger der Stadt Hilden. Dort wurde er Vater – und traf beim Umtrunk zu diesem Anlass zufällig auf eine Sitzung des „Carneval Comittee Hilden“ (CCH). „Die haben wohl mitbekommen, dass ich mit Kindern und Jugendlichen arbeite und haben mich direkt angesprochen, ob ich nicht Kinderprinzenführer der Stadt Hilden werden wolle.“ Das Kalkül der Karnevalisten in der Kneipe ging auf: Als stellvertretender Kinderprinzenführer und später Geschäftsführer des CCH engagierte sich der Neubürger vor allem für die jüngeren Jecken und initiierte zum Beispiel die CCH-Jugendparty unter dem Motto "Nüchtern ist cooler". Dort heizte er unter anderem auch als „DJ Andy“ ein.

Seit 2011 arbeitet Andy Bloch mit jungen Menschen mit geistiger Behinderung. Die Arbeit in der Wohngruppe Mozartstraße in Hilden hat sein Engagement nochmal verändert. „Ich habe meine Konzepte natürlich an die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen angepasst, da geht es ja weniger um Leistung als darum, etwas möglich zu machen, was auch andere Kinder und Jugendliche erleben.“ So mietete Andy Bloch eine große Halle für eine „Skaternacht“ bis in die frühen Morgenstunden. Und für die, die das nicht konnten, gab es eine lange Filmnacht im eigens organisierten Kino.

Und auch der Karneval war wieder so „eine Sache zwischen Dienst und Ehrenamt“: Mit dem damaligen Fundraiser der Stiftung, Dennis Fröhlen, organisierte Bloch 2015 die erste inklusive Karnevalsparty der Graf Recke Stiftung. „Da war ich noch Geschäftsführer des CCH.“ Der Gedanke der Inklusion war nicht neu, „wir haben als ,Carneval Comittee Hilden‘ auch immer schon Einrichtungen für Menschen mit Behinderung besucht“, erklärt Bloch. „Neu war, dass wir das so öffentlich gemacht haben, in einem Zelt mitten auf dem Marktplatz.“ 2021 wäre die siebte Auflage der Party gestiegen – Corona kam dazwischen.

Andy Bloch in Aktion:
Ob mit dem "fun2go" ...
... als souveräner Moderator beim Inklusiven Karneval ...
... oder beim Herzlauf: Andy Bloch ist engagiert mit Herz.

„Beruf und Ehrenamt haben sich bei mir immer gemischt“, stellt Andy Bloch rückblickend fest. „Das war auch fast nie ein Problem, nur bei der Inklusionsparty war ich froh, dass da mit dem Dennis einer war, der das auch in die obersten Etagen der Graf Recke Stiftung transportiert hat.“ Sich selbst sieht er mehr als „der Macher“, den Draht in die oberen Ebenen der Stiftung überließ er damals gern Dennis Fröhlen und heute seinem Kollegen Christoph Schluckebier aus dem Heilpädagogischen Verbund der Graf Recke Stiftung.

Die Liste des Engagements des Andy Bloch ist noch viel länger: Seit drei Jahren engagiert sich der Hildener im „Herzlauf“. Der Kontakt sei schon im Vorfeld der ersten inklusiven Karnevalsparty entstanden, berichtet er. „Herzlauf Hilden“ unterstützt soziale Projekte, „wir organisieren nicht nur Spendenläufe, wir machen auch Radtouren, Müllsammelaktionen oder Kuchenstände, um uns zu präsentieren und Spenden zu sammeln. Auch dort brachte Bloch den inklusiven Gedanken ein und ergänzte die Laufevents für den guten Zweck um den „Inklusionslauf“.

Und die Ideen sprudelten weiter: „2019 und 2020 haben wir mit dem Herzlauf mit einem selbst gebaute Wagen beim Hildener Rosenmontagsumzug teilgenommen“, erzählt Bloch. Der Clou: Das inklusive Prinzenpaar der Graf Recke Stiftung fuhr mit. 2020 waren das Claudia I. und Benedict I., die in einer Wohngemeinschaft der Graf Recke Stiftung in Hilden leben – ein Riesenerlebnis und großer Spaß für die beiden und alle Beteiligten.

Der ersten Auflage des inklusiven Karnevals 2015...
... folgten fünf weitere.
Inzwischen gibt es jedes Jahr ein Motto.

Aus einem privaten Kontakt Blochs entstand noch eine weitere Idee, von der die Graf Recke Stiftung profitierte. „Ich habe zehn Jahre lang eine Seniorin begleitet, die keine Angehörigen hatte. Sie war eine begeisterte Radfahrerin.“ Für sie besorgte Andy Bloch ein ,fun2go‘, um ihr weiterhin Radtouren zu ermöglichen. Letztes Jahr im März ist die Dame gestorben. Seitdem kommt das dreirädrige Tandem auch in Blochs beruflichem Kontext zum Einsatz: Bei Veranstaltungen oder anderen Gelegenheiten chauffiert er damit junge und alte Menschen aus den Einrichtungen der Graf Recke Stiftung durch die Gegend.

„Ich habe immer Spaß daran gefunden, andere Menschen glücklich zu machen“, sagt Andy Bloch, „das ist für mich der Sinn des Ehrenamtes: dass mich glücklich macht, was andere glücklich macht.“ Dafür habe ihm die Graf Recke Stiftung immer den Rücken freigehalten, betont der engagierte Erzieher: „Das spornt mich an, immer wieder Neues zu erfinden.“

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Seitenblick: Was machen unsere Mitarbeitenden eigentlich, wenn sie nicht im Dienst sind?

In dieser Rubrik des Magazins recke:in erzählen Mitarbeitende aus allen Bereichen der Graf Recke Stiftung von sich: Was sind ihre Hobbys und Interesse jenseits ihrer beruflichen Tätigkeit?

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