Dass alte Menschen unter den Einschränkungen der Coronapandemie gelitten haben und immer noch leiden, daran hat auch Maren Keiser keinen Zweifel. Umso bedeutender ist ihre Tätigkeit: Als qualifizierte Alltagsbegleiterin kommt ihr die Aufgabe zu, gemeinsam mit dem Sozialtherapeutischen Dienst im Wohnbereich 2 im Walter-Kobold-Haus den Alltag der Bewohner und Bewohnerinnen zu strukturieren und zu gestalten.
»Wir wollen dafür sorgen, dass ihre Ressourcen aktiviert und möglichst lange erhalten bleiben«, erklärt Maren Keiser, die über die Begleitung der eigenen Großmutter einst ihre berufliche Bestimmung fand. Nicht gerade die leichteste Übung, wie sie erfahren musste, nachdem sie nach einer Pause im Januar wieder eingestiegen war – mitten in der Pandemie. Erst seit Kurzem könne man erste Angebote für kleinere Gruppen machen, berichtet die 25-Jährige. Sitzgymnastik oder Kartenspiele seien beispielsweise unter strengen Hygieneauflagen wieder möglich. »Das tut den Menschen so gut, das macht sich direkt an der Laune bemerkbar«, hat sie festgestellt.
Es fehlte einfach der Kontakt zu Menschen. Und deshalb tun wir alles dafür, dass wir dieses Gefühl nicht wieder verlieren.« Und Maren Keiser sagt, sie habe durch die vielen Gespräche und Spaziergänge, die geradezu als »Highlight nach dem Shutdown« empfunden wurden, »die Bewohner relativ gut kennengelernt«. Die Pandemie jedenfalls nähmen alle wahr, selbst die Menschen mit demenziellen Veränderungen, so ihre Erfahrung. Die aktuelle Nachrichtenlage sei deshalb ein häufiges Thema der Gespräche, »und Dinge, die sie selbst schon erlebt haben. Urlaube zum Beispiel.« Das Reisen fehlt Maren Keiser neben Museumsbesuchen und Konzerten privat derzeit am meisten. »Ich liebe Zugfahren, da kann man gut seine Gedanken sortieren«, sagt sie. Aber da uns ja allen vieles derzeit nicht möglich sei, komme sie jeden Tag gerne zur Arbeit, alleine schon, um andere Menschen zu treffen. »Wenn das Große wegfällt, lernt man die kleinen Dinge zu schätzen«, sagt sie mit einem Lächeln. Ach ja, einen Wunsch hätte sie dann doch noch, meint sie: »Ich würde einige Kollegen gerne mal ohne Maske kennenlernen.«
Weit mehr als ein Jahr arbeiten Pflegekräfte mittlerweile unter Coronabedingungen. Die anstrengenden Monate wirken nach. Dass sich Mitarbeitende der Graf Recke Stiftung dennoch immer wieder für diesen herausfordernden Beruf entscheiden würden, hat viel mit positiven Erfahrungen in den schweren Tagen der Pandemie zu tun. Maren Keiser und andere Mitarbeitende erzählen davon in der recke:in 2/2021, die Mitte Juni erschienen ist.